Zu Farbsehen, CIE-Normvalenzsystem, Empfindungsgemäße Farbräume, Technische Farbräume und ICC-Profile
Photometrie und Strahlung
Hier folgt eine kleine Übersicht über wichtige Strahlungsgrößen im SI-System sowie ihre photometrischen Verwandten. Zwecks Lichtung des Begriffsdschungels sind Synonyme und die englischen Begriffe immer angegeben. Photometrische Größen sind mit "p", radiometrische mit "s" gekennzeichnet. Die unbestimmten Integrationsgrenzen stellen kein Problem dar, da alle Integranden nur auf einem endlichen Intervall von null verschieden sind. Generell ist die Notation nicht überaus exakt aber exakt genug um die Anschauung zu untermauern.
V(λ) steht sowohl für die skotopische als auch die photopische Hellempfindlichkeit, je nachdem ob man die Größen bezogen auf das Nacht- oder Tagsehen berechnen möchte.
Strahlungsleistungs (Strahlungsfluss, radiant flux), spektraler Strahlungsflusss
Die Strahlungsleistungs (der Strahlungsfluss) Φs ist die von elektromagnetischer Strahlung pro Zeiteinheit transportierte Energie. Einheit: Watt.
Der spektrale Strahlungsflusss Φse ist die von elektromagnetischer Strahlung pro Zeiteinheit und Wellenlänge transportierte Energie. Einheit: Watt/Meter.
Strahlungsintensitäts (Strahlungsstärke, radiant intensity)
Sie ist als diejenige Strahlungsleistung definiert, die in ein Raumwinkelement abgegeben wird und ist damit i.A. von der Abstrahlrichtung (θ,φ) (θ...Azimutalwinkel, φ...Horizontalwinkel) abhhängig, Is=Is(θ,φ).
Einheit: Watt/Steradiant. dΦse/dΩ könnte man mit Fug und Recht spektrale Strahlungsintensität nennen. Die der Strahlungsintensität zugeordnete photometrische Größe ist die Lichtintensität:
Lichtintensitätp (Lichtstärke, luminous intensity)
Gewichtet man die Strahlungsintensität mit der Hellempfindlichkeitsfunktion V(λ), erhält man per Definitionem die Lichtintensität. Einheit: Candela (cd).
Der Faktor km wird jetzt durch folgende Definition festgelegt:
„Die Einheit 1 Candela ist die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung einer Strahlungsquelle, die monochromatische Strahlung der Frequenz 540·1012 Hz aussendet und deren Strahlstärke in dieser Richtung 1/683 W pro Steradiant beträgt.“
Warum gerade 1/683 W/sr? Antwort: zur Herstellung von Konsistenz mit älteren Definitionen. Zum Wert von K gelangt man nun so: erstens bedeutet 540·1012 Hz eine Wellenlänge von λ0=555nm. Strahlung dieser Wellenlänge und der Leistung Φ0 entspricht einem spektralen Strahlungsfluss Φ0 δ(λ−λ0). In die Definition der Lichtintensität unter Berücksichtigung von (a) V(λ0)=1 (bei 555nm liegt das Maximum von V(λ), s. Abb. 1) und (b) 1cd=1/683W/sr einsetzen gibt
Dabei steht "lm" für Lumen, der Einheit des Lichstromes. Sie ist im SI-System über Candela definiert: 1 lm = 1 cd sr.
An dieser Stelle ist eine Bemerkung über Hellempfindlichkeit einerseits und Lichtausbeute (luminous efficacy) andererseits angebracht, s. nebenstehende Abb.1. Das untere Diagramm zeigt die bereits bei "Farbsehen" beschriebenen Hellempfindlichkeitskurven. Im oberen Diagramm sind die skotpische und die photopische Lichtausbeute dargestellt. Beide Diagramme sind verwandt: die photopische Lichtausbeute ist einfach K(λ):=683 lm/W⋅V(λ), also die photopische Hellempfindlichkeit multipliziert mit der eben gewonnen Konstante K, dem photometrischen Strahlungsäquivalent. Die skotopische Lichtausbeute ist K'(λ):= 1699 lm/W⋅V'(λ), wobei V'(λ) die photopische Hellempfindlichkeitskurve bezeichnet. Der Faktor 1699 lm/W ist dabei einfach 683 lm/W / V'(555nm). Es wird also die skotopische Helempfindlichkeit beim Maximum λpmax der photopischen (bzw. das Verhältnis V(λpmax):V'(λpmax) = 1:V'(λpmax)) zur Skalierung des Maximums der skotopischen Lichtausbeute herangezogen, was bewirkt, dass sich K(λ) und K'(λ) im Punkt (λpmax, 683lm/W) schneiden und damit die Definitionen, die km beinhalten für sowohl den skotopischen als auch photopischen Fall gelten, es ist nur jeweils V durch V' zu ersetzen. Damit genügt auch die oben gegebene Candela-Definition, die für den skotopischen und photopischen Fall gilt.
Lichtstromp (Lichtfluss, luminous flux)
Der Lichstrom Φp ist der mit der (photopischen/skotopischen) Hellempfindlichkeitsfunktion gewichtete (spektrale) Strahlungsfluss. Einheit: Lumen (lm), 1 lm = 1cd sr.
Lichtmengep (luminous energy) und Strahlungsenergies (radiant energy)
Die Strahlungsenergie, die von einer Lichtquelle mit dem Strahlungsfluss in der Zeit ΔT ist klarerweise (s. Definition des Strahlungsflusses)
Die entsprechende photometrische Größe, die Lichtmenge, ist ganz analog definiert:
Spezifische Ausstrahlungs (Ausstrahlungsstromdichte, Abstrahlungsstärke, radiant emittance) und spezifische Lichtausstrahlungp (luminous emittance)
Unter der spezifischen Ausstrahlung Ms wird die Strahlungsleistung pro Fläche verstanden, die eine strahlende Oberfläche emitiert. Einheit: W/m2. Als "spektrale" spezifische Ausstrahlung könnte man Mse bezeichnen:
Und analog dazu wieder die photometrische Größe, die spezifische Lichtausstrahlung:
Beleuchtungsstärkep (illuminance) und Bestrahlungsstärkes (irradiance)
Die zur spezifischen Ausstrahlung analoge Größe im Fall der Bestrahlung (sozusagen im Empfängerfall) ist die Bestrahlungssstärke, die zur spezifischen Lichtausstrahlung analoge Größe ist die Beleuchtungsstärke. Die mathematische Definitionen sind mit oben ident.
Strahldichtes (radiance) und Leuchtdichtep (Luminanz, luminance)
Will man den von einem Flächenelement eines Strahlers in eine bestimmte Richtung in ein Raumwinkelelement abgegebenen Strahlungsleistung ausdrücken, landet man bei der Strahldichte:
wobei θ und φ der Azimutal- und Horizontalwinkel der betrachteten Abstrahlrichtung ist.Einheit: W/(m2sr).
An dieser Stelle bedarf es vielleicht wieder einer Erläuterung, siehe dazu Abb. 2: ein Beobachter sitze irgendwo entlang der Strahlrichtung (Θ,φ), die Koordinaten sind dabei so gewählt, dass die Flächennormale eines gedachten Flächenelements dA mit der Beobachtungsrichtung den Winkel θ einschließt. Das für den Beobachter aus der Richtung (Θ,φ) sichtbare Flächenelement ist die Projektion dA' = cos(Θ)dA. Die Strahldichte ist dann der Strahlungsfluss pro Raumwinkel und pro für den Beobachter "wirksames" (sichtbares) Flächenelement.
Die spektrale Strahldichte ist die auf Wellenlänge/Frequenz bezogene Strahldichte.
Prominentes Beispiel für eine (spektrale) Strahldichte ist die des schwarzen Strahlers, erstmals von Max Planck 1900 angegeben. Ihrer Herleitung liegt die fundamentale und die gesamte moderne Physik beeinflussende Annahme zugrunde, dass die Energie eines Oszillators nur "in Portionen" (Quanten) aufgenommen und abgegeben werden kann.
Ein strahler mit Ls = const (also richtungsunabhängiger Strahldichte) heißt lambertscher Strahler. Insbesonders ist ein schwarzer Strahler ein lambertscher Strahler.
Die Leuchtdichte ist die zur Strahldichte analoge photometrische Größe, der geometrische Sachverhalt aus Abb.2 bleibt der gleiche. Einheit: cd/m2.
Der Zusammenhang mit der Lichstärke ist (vergleiche mit weiter oben)
Die Leuchtidchte (Luminanz) wird gerne mit Helligkeit gleichgesetzt, was schon wegen des Helmholtz-Kohlrausch-Effekts (je "näher" eine Farbe der Spektralfarbe kommt, desto heller wirkt sie) nicht ganz richtig ist. Außerdem entsprechen Leuchtdichtedifferenzen nicht gleichen Helligkeitsdifferenzen, was am Weber-Fechnerschen Gesetz liegt. Vielmehr wird zur Bewertung von Helligkeit die psychometrische Helligkeitsfunktion herangezogen, siehe unter Farbsehen.
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Referenzen:
- Bergmann, Schaefer: Lehrbuch der Experimental Physik, Band 3, Optik. Walter deGruyter, Berlin 2004.